2020-2021
Portraits of life
HISTORICAL WITNESSES
Die Gemeinde Serfaus will das geschichtliche Alltagsleben in seiner kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vielfalt festhalten. Mithilfe von lebenden Zeitzeugen sollen durch und menschennahe Interviews altes Wissen konserviert, und wichtige Geschichten und Anekdoten der Gemeinde weitergegeben werden. Ein zeitloser Schatz.
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The community of Serfaus wants to document its historical life with all its cultural, social and economical diversity. Together with local historical witnesses we want to conserve stories, anecdotes and old wisdom through emotional interviews. A timeless treasure.
Client Community of Serfaus
Interviewer Mathea Holaus
Camera & Edit Julia Brunner
Photography Julia Brunner
Output +150 films with 60 people
Partnership Austrian Republic, Land Tirol, European Union
In march 2020, right on time before the world shut down for a while, I got the chance - together with Mathea Holaus, a freelance journalist and producer - to be part of a beautiful, yet demanding and unique project:
Unsere Zeitzeugen aus Serfaus sind Geschichtenerzähler, Zeugen der Vergangenheit und Gestalter der Zukunft. Sie sind jene Menschen, die die Geschichte der Region selbst miterlebt haben – und Gestalter einer Lebenskultur, die richtungsweisend für nächste Generationen ist. Die Menschen geben Einblicke in das Leben der Gemeinde Serfaus und lassen damit die Vergangenheit wieder aufleben: Oft sind es nur Momente, kleine Erinnerungen – die plötzlich wieder zu ganz großen Geschichten werden.
Zugegeben, in dieser lauten und superschnellen Welt fällt es schwer, das eigene System aus Gedanken und To-Do-Listen etwas herunterzufahren. Aber ich verspreche es: Wenn wir uns nur ein bisschen Zeit nehmen, ein bisschen öfter, und genau hinhören, unseren älteren Leuten - dann regen deren Geschichten zum Nachdenken an, und öffnen womöglich einmal ganz andere Perspektiven. Vielleicht führen sie sogar zum Austausch und Dialog mit anderen?
Die Serfauser haben in den letzten Jahrzehnten jedenfalls unheimlich viel geschaffen – mit Nichts, aus dem Nichts. Aber mit kreativen Ideen, Motivation und Leidenschaft. Lustig und amüsant – traurig und herzzerreißend – spannend und informativ, aber immer bewegend – sind die Geschichten die uns erzählt werden.

The people want to discover themselves in their natural habitat - and learn about traditions, values and old stories. The audiovisual interviews will be used to communicate historical knowledge from one generation to another.
Die Bürger möchten sich in Ihrer Region wiederfinden – den Brauchtum, die Werte und vor allem die Menschen und deren Geschichten erleben. So können die audiovisuellen Interviews auch sehr gut für das Übermitteln von altem traditionellem Wissen an die nächsten Generationen von Serfaus verwendet werden.
trauer, liebe, arbeit, leid, hoffnung, fleiß, zukunft
ein besonderes projekt.
60 Zeitzeuginnen zwischen 68 und 97 jahren erzählen uns an 20 drehtagen aus ihrem leben. 10 Terabyte Interviews verpackt in 520 minuten und 150 filmen.






Die besten Geschichten schreibt das Leben
Gemeinsam mit Mathea (und in Kooperation mit dem Land Tirol) portraitiere ich von Mai 2020 bis Oktober 2021 60 Personen der Gemeinde Serfaus, einem Tiroler Tourismus- und Wintersportort. Unsere Zeitzeugen erzählen die persönlichen Geschichten die hinter dem langen und zähen Aufbau des Skidorfes stecken. 90 Jahre Erfahrung werden in kurzen, jeweils 2-5 minütigen Filmen wiedergeben. Am Ende wird das Videoarchiv über 300 Geschichten umfassen, ihre Spuren der Vergangenheit.
Die besten Geschichten schreibt das Leben. Unter diesem Motto hat für mich Qualität, was zum Nachdenken anregt oder zum Dialog führt. Wenn am Ende mehr Fragen auftauchen als Antworten. Wenn der Inhalt des Filmes – in unserem Zeitzeugen- Dokumentarfilmprojekt sind das die Geschichten der Interviewpartner - in irgendeiner Art und Weise zum Handeln anregt.
Zum Beispiel die Witwe, die uns in ihrem riesigen mehrstöckigen, mit Liebe eingerichteten Haus Kaffee servierte. Mit zittrigen Händen stellte sie die Tassen auf den Glastisch, ihr gemustertes Kleid versteckte ihre gekreuzten Oberschenkel, als sie auf dem riesigen Ledersessel ihres verstorbenen Mannes verdank. Zehn Minuten nachdem ich die Kameras eingeschaltet hatte, begann sie von ihrem Mann zu erzählen. Eine taffe 84-jährige saß uns gegenüber, hübsch geschminkt, zurechtgemachte Haare, schüchternes Lächeln, als sich eine Träne aus ihrem Auge löste. Und noch eine. Leise suchten sie ihre Wege über die Wange der alten Dame. „Die Liebe meines Lebens lebt in meinen Erinnerungen weiter. Jeden Tag, in diesen großen Räumen unseres Hauses, wo ich jetzt alleine lebe.“ Mathea, die Interviewerin stand von ihrem Stuhl auf, ging auf die Dame zu und nahm ihre Hand. Minuten vergingen, niemand musste ein Wort sagen.
»Die Menschen schenken uns ihr ungeteiltes Vertrauen, manche erzählen uns ihre persönlichsten Geschichten. Wir haben den Eindruck, dass viele sich Dinge sprichwörtlich von der Seele reden, Dinge, über die sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesprochen haben. Oder noch gar nie. Die Augen bleiben selten trocken. Jeder Zeitzeuge hinterlässt seine spuren.«
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WILHELM AUER
In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, kochte die Mutter was im eigenen Garten wuchs. Mit 15 Jahren musste er - klein und schwächlich wie er von sich selbst sagt - einrücken. An die Kriegszeit in Serfaus kann er sich noch gut erinnern, auch an seine Flucht – von der er in einem der Videos erzählt.
Gertraud Schwarz
"Von einer guten Kindheit" erzählt uns Gertraud, die sich gerne an die Zeit zurückerinnert, bevor sie in die Schweiz ging. Denn "dort ging's anders zu!" Auf dem Kriegschlachtfeld wurde ihr Mann schwer verletzt, doch er überlebte nicht nur einmal.
Theresia Monz
Die Serfauser Hebamme kann sich noch an viele Geburtsgeschichten erinnern. “Damals ging das noch anders zu - man möchte gar nicht so sehr zurückdenken.”
In Theresias Stube waren zwei Heizstrahler aufgestellt, sie mag es gerne warm. Dieselbe Wärme die man spürt, wenn sie beginnt zu erzählen …
LORENZ PURTSCHER
Schon als kleiner Bub musste Lorenz in der elterlichen Landwirtschaft mithelfen, während die anderen Kinder am Fußballfeld waren. Doch die Zeit hat ihn geprägt – auch heute noch ist er als Obmann der Ortsbauern in Serfaus engagiert.
WORDS that last
»Die Liebe meines Lebens lebt in meinen Erinnerungen weiter. Jeden Tag, in diesen großen Räumen unseres Hauses, wo ich jetzt alleine lebe.«
Adelheid, 87
»nie ist zu wenig, was genügt.«
Franz, 68
»ICH WAR IMMER SCHON KLEIN UND SCHWÄCHLICH, DAS HAT MICH GESTÖRT. ABER DEN LEUTEN DIE MICH ABGEHOLT HABEN WAR DAS EGAL.«
Wilhelm, 91
»Ein Grund für die Heirat war aber ein Autounfall, den wir gemeinsam überlebten. Das war ein Signal von oben – wir gehörten zusammen.«
Franz, 72
Behind the Scenes











